Braucht es einen Antikörpertest vor der Booster-Impfung?
- Die verfügbaren Antikörpertests sind nicht standardisiert. Sie können trotz vorhandener Antikörper negativ ausfallen, je nachdem welcher Antikörper getestet wird
- Der Schutz unseres Immunsystems beruht nicht allein auf Antikörpern sondern auch auf sogenannten B- und T-Zellen. Gerade für den längerfristigem Schutz sind diese Zellen wichtig, werden durch Antikörpertests aber nicht erfasst
- Eine hohe Anzahl an Antikörpern geht mit einem höheren Immunschutz einher, eine genaue Grenze wie hoch die Antikörpermenge sein muss ist aber nicht geklärt, in einer Studie der Universität Oxford (im Fachmagazin »Nature Medicine« publiziert) wurde deutlich, dass es mitunter keinen alleinstehenden Wert geben kann, der bei der Frage nach einem ausreichenden Impfschutz genügt.
- die bloße Anwesenheit von Antikörpern beweist nur, dass das Immunsystem bereits durch das Virus oder die Impfung aktiviert wurde. Wie hoch der Schutz ist, lässt sich davon jedoch nicht ableiten
Vor allem bei der Frage - ob eine Boosterimpfung empfehlenswert ist - helfen die Antikörpertests nicht. Es gibt jedoch ausreichend Daten, um eine Boosterimpfung ab 6 Monaten generell zu empfehlen.
Studie aus Israel belegt Wirksamkeit von Booster-Impfungen
»Israel war den meisten Ländern mit seiner Impfkampagne ein Stück voraus, entsprechend ist man dort auch beim Boostern Vorreiter. Eine aktuelle Studie aus dem Land zeigt eine gute Wirksamkeit der Auffrischungen. Berichten zufolge haben die Forscher herausgefunden, dass es bei Menschen über 60 Jahren, die bislang nur zwei Dosen bekamen, zehn Mal mehr Infektionen gab als bei denjenigen in dieser Altersklasse, die die Booster-Impfung bekamen. Zudem seien bei zweifach Geimpften 20 Mal häufiger schwere Krankheitsverläufe aufgetreten als bei den Studienteilnehmern mit dreifachem Impfschutz.
Noch empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) nicht allen Bevölkerungsgruppen eine Booster-Impfung gegen Corona. Die Entscheidung solle aber "in absehbarer Zeit" überprüft werden. Es gebe Daten aus internationalen Studien, die dafürsprächen, sagte der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Nun müsse geprüft werden, inwieweit diese Ergebnisse auf Deutschland übertragbar seien. Eine Entscheidung darüber wird in wenigen Wochen fallen.«
Dementsprechend ist zu erwarten, dass die Stiko ihre Empfehlung zur Boosterimpfung auch auf die restlichen Bevölkerungsgruppen ausweitet. Die Stiko hinkt den Ereignissen immer etwas hinterher, da sie ganz konservativ auf ausreichend Daten wartet und die pandemische Lage nicht berücksichtigt. Das war schon mehrfach zu beobachten im Laufe der letzten beiden Jahre.
Besonders Risikopatienten wie ältere Menschen oder Menschen mit Immunschwäche sollten dringend eine Boosterimpfung bekommen um einen ausreichenden Schutz in der 4. Welle zu haben.
Die STIKO spricht jedoch aktuell (Stand 7.10.21) schon eine Empfehlung für eine COVID-19-Auffrischimpfung für Personen ≥ 70 Jahre sowie für bestimmte Indikationsgruppen aus und empfiehlt außerdem Personen, die mit der COVID-19 Vaccine Janssen geimpft wurden, eine zusätzliche mRNA-Impfstoffdosis.
Unser Fazit lautet, lassen Sie sich rechtzeitig eine Booster Impfung geben, unabhängig von einem Antikörpertest.
Ein Antikörpertest vor einer Booster Impfung ist aufgrund der fehlenden belastbaren Grenzwerte bei Antikörperkonzentrationen kein Muss. Gleichzeitig besteht nach aktuellem Kenntnisstand kein Risiko für den Impfling, wenn die dritte Impfung trotz hoher Antikörpertiter durchgeführt wird.
Apotheken, die Antikörper-Schnelltests anbieten, befinden sich in der Zwickmühle. Einerseits ist das Interesse der Kund:innen da. Viele fragen sich, ob der Körper den benötigten Schutz durch die Impfung auch tatsächlich aufgebaut hat – sie möchten Gewissheit haben. Auf der anderen Seite kann die Apotheke trotz quantitativen Analysegerät keine 100-prozentige Gewissheit liefern. Denn solche Antikörpertests zeigen nur einen Teil der Immunantwort. Die ermittelten Werte beziehen sich auf die humorale Immunantwort (Antikörper). Die zelluläre Immunantwort (T-Zellen) bleibt im Verborgenen.
Unter Berücksichtigung der pandemischen Lage empfehlen wir jedem Impfwilligen eine Booster-Impfung nach 6 Monaten, und gehen davon aus die Stiko wird dies auch bald allgemein empfehlen.
Quellen:
Quarks, WDR, Stiko, Apotheke Adhoc
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Stand: 18. November 2021
»Angekündigt war es bereits: Nun empfiehlt die STIKO tatsächlich die Booster-Impfung für alle Erwachsenen. Sie soll in der Regel sechs Monate nach der zweiten Dosis erfolgen. Gefährdete Menschen sollen weiter bevorzugt geimpft werden.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) spricht sich für Corona-Auffrischimpfungen für alle Menschen ab 18 Jahren aus. Ein entsprechender Beschlussentwurf sei zur Abstimmung an Fachkreise und Bundesländer gegangen, daher seien Änderungen noch möglich, teilte das Gremium mit. Es handelt sich noch nicht um eine finale STIKO-Empfehlung.
Die Auffrischungsimpfung solle in der Regel sechs Monate nach Abschluss der Grundimmunisierung verabreicht werden, im Einzelfall könne sie auch bereits nach fünf Monaten erwogen werden. Geraten wird, dass unabhängig vom bisher verwendeten Impfstoff mit einem mRNA-Präparat aufgefrischt wird. Das Gremium verband seine Empfehlung zudem mit einem Aufruf an alle Ungeimpften, sich "dringend" immunisieren zu lassen.«
Quelle:
Tagesschau
Autor
Alexander Schmidt-Hellwig
Inhaber, Apotheker
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